Eindrücke von der ATA66 in Boston

Ich habe vor Kurzem zum ersten Mal die ATA-Jahreskonferenz in Boston besucht. Meine Kolleginnen und Kollegen sind aus China, Japan und den USA angereist, und so konnten wir uns persönlich treffen, Ideen austauschen und neue Perspektiven für unsere Arbeit als firmeninterne Übersetzer:innen gewinnen.

Obwohl ich den Eindruck hatte, dass die meisten Workshops auf freiberufliche Übersetzer:innen und Dolmetscher:innen ausgerichtet waren, fanden wir sie überraschend relevant für unsere Rolle als angestellte Übersetzer:innen.

Am meisten interessierten mich die Workshops über KI. Besonders spannend fand ich die Diskussionen darüber, wie Übersetzer:innen KI in CAT-Tools integrieren können, um effizienter und schneller zu arbeiten – ein Thema, das für unser Team direkt relevant ist. Wir verwenden Trados mit integrierter DeepL-Maschinenübersetzung, ergänzt durch weitere KI-gestützte Tools, um unsere Übersetzungs- und Website-Veröffentlichungsprozesse je nach Sprache zu optimieren.

Ein ganz persönliches Highlight war es, Corinne McKay, ehemalige ATA-Präsidentin, persönlich kennenlernen zu können. Ihr Buch How to Succeed as a Freelance Translator hatte ich 2009 gekauft, und es hat mich über viele Jahre hinweg begleitet. Tatsächlich waren es Corinnes Arbeit und ihr Podcast mit Eve Bodeux, die mich ursprünglich dazu inspiriert hatten, der ATA beizutreten – und nach einer kleinen Pause freue ich mich, nun wieder Mitglied zu sein.

Eine weitere tolle Session war die der German Language Division (GLD), bei der sich die Teilnehmenden in kleinen Gruppen darüber austauschen konnten, wie sie KI in ihrer Arbeit einsetzen. Ich habe viele neue Ideen mitgenommen und mehr darüber erfahren, wie andere diese Tools für Recherche, Korrekturlesen oder stilistische Verfeinerung nutzen. Ich fand es auch spannend zu hören, wie andere Übersetzerinnen und Übersetzer ihre Spezialisierungen ausgewählt/entwickelt haben und wie sie sich nun and die vielen Veränderungen anpassen (müssen), die durch KI entstanden sind.

Ebenfalls besonders interessant fand ich den Vortrag über das Pennsylvania Dutch. Die Veranstaltung in Lancaster Anfang des Jahres hatte ich leider verpasst, daher freute ich mich umso mehr, dass das Thema auf der ATA-Agenda stand. Ich lebe seit 17 Jahren in Pennsylvania und begegne oft Amish-Familien in unserer Gegend. Daher wollte ich schon immer mehr über die Sprache und ihre Herkunft erfahren. Überraschend war für mich, dass Pennsylvania Dutch dem Pfälzerischen Dialekt am meisten ähnelt, denn genau dort stammen meine Eltern und meine gesamte Verwandtschaft her. Kein Wunder, dass mir der Klang dieser Sprache immer so „vertraut“ vorkam.

Und natürlich muss ich noch erwähnen, wie toll ich das GLD-Dinner fand! Ich hatte zuerst etwas gezögert, weil ich dort niemanden kannte, aber der Abend war einfach großartig. Es gab viele interessante Gespräche und das Jeopardy-Spiel war ein Riesenspaß!

Zum Schluss eines meiner Lieblingszitate aus einer der Sessions:

„Die Zukunft gehört den Übersetzer:innen, die KI-Technologie verstehen – nicht denen, die sie fürchten.“