Meine Anreise zur ATA-Konferenz wird dieses Jahr so kurz wie nie ausfallen, da sie in meiner Wahlheimat Portland stattfindet. Ich kann es kaum erwarten, Kollegen und Kolleginnen aus aller Welt zum gemeinsamen Networking und Lernen hier begrüßen zu dürfen. Als es meinen Mann und mich beruflich hierher verschlug, hätten wir beide nicht erwartet, dass wir 20 Jahre später noch immer hier wohnen würden. Und das liegt nicht an der Tatsache, dass es in Oregon keine Sales Tax gibt oder dass man an der Tankstelle bequem im Auto sitzen bleiben kann, da der Tankwart den Zapfhahn schwingt.
Es liegt wohl eher an der unglaublichen Schönheit der äußerst abwechslungsreichen Landschaft des Pazifischen Nordwestens, wo es im Frühjahr tatsächlich möglich wäre, morgens am Mt. Hood zu snowboarden, am Nachmittag in Portland Wasserski zu fahren und am Abend im Pazifik zu surfen – ALLES AN EINEM TAG! Der Freizeitwert ist unglaublich hoch und somit ist es nicht weiter verwunderlich, dass weltbekannte Sport- und Outdoor-Marken wie Nike, Adidas, Columbia Sportswear, Mountain Hardwear, Keen und viele andere hier ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben. Und mit ihren fast 650 km an innerstädtischen Radwegen zählt Portland immer wieder aufs Neue zu einer der fahrradfreundlichsten Städte der USA. Wer dem Trubel der Stadt entfliehen möchte, kann sich einfach zu einem Spaziergang im Forest Park aufmachen. Das 2.064 Hektar umfassende Waldgebiet ist eines der größten urbanen Naturgebiete innerhalb einer amerikanischen Metropole, das mit seinen 113 km langen Wegenetzwerk bei Joggern, Radfahrern, Reitern und Spaziergängern gleichermaßen beliebt ist.
Auch der Portland Japanese Garden ist eine Oase der Ruhe inmitten der Stadt. Im Herbst besticht er durch die wunderschöne Färbung der Ahornbäume. Dank seiner Lage auf einer Anhöhe hat man an einem klaren Tag einen ausgezeichneten Blick auf die Stadt und sogar auf den berühmten Mt. Hood in der Entfernung.
Auch wenn Portland dafür verschrien ist, grau und nass zu sein, so liegt der jährliche Niederschlag mit 44 Inches nur etwas höher als der US-Durchschnitt mit 39 Inches (wie viele Liter/m2 das wohl sind?). Erstaunlicherweise tragen die meisten Einwohner Oregons in den nassen Wintermonaten keine Regenschirme mit sich herum, sondern bevorzugen Regenjacken. Die Sommermonate hingegen fallen trocken und warm aus – das bestgehütete Geheimnis Oregons!
Nicht zu vergessen ist der Charme der City of Roses, die Kreative und Andersgesinnte geradezu magisch anzieht, die den regen Austausch schätzen. Getreu dem Motto „Keep Portland weird“ wird Individualität, Nichtkonformität und Expressionismus hochgehalten. Das Portland Art Museum bietet wechselnde Ausstellungen weltweit bekannter und weniger bekannter Künstler und in den vielen kleineren Galerien kann man die Werke lokaler Künstler bestaunen. Weitaus erschwinglichere Souvenirs lassen sich auf dem Kunsthandwerkmarkt erstehen, der zwischen März und Dezember jedes Wochenende geöffnet ist (Portland Saturday Market). Ein weiterer Publikumsmagnet ist die lokale Food-Szene. Portland ist eine Stadt für Genießer, egal ob Kaffee-Aficionado, Bierliebhaber, Weinfreund, Veganer, Naschkatze oder Gourmet. Hier ist für alle etwas dabei. Ein weiteres Markenzeichen sind die Food Trucks, die über die ganze Stadt verteilt in sogenannten „Pods“ ihre Leckereien anbieten. Diese sind das ganze Jahr über geöffnet und auch bei schlechtem Wetter Anlaufpunkt für hungrige Besucher (Food Cart Pods). Nach einer derartigen Stärkung steht einer ausgiebigen Shopping-Tour durch den Pearl District nichts mehr im Weg, wo neben den weltbekannten Marken auch lokale Designer ihre Waren zum Verkauf anbieten. Wie bereits erwähnt wird in Oregon keine Mehrwertsteuer erhoben, was es zu einem wahren Einkaufsparadies macht! Für Buchliebhaber ist der Besuch von Powell’s City of Books, bekannt als weltweit größter unabhängiger Buchladen für neue und gebrauchte Bücher, ein absolutes Muss. Er nimmt einen gesamten Häuserblock ein und beherbergt ungefähr 1 Million Exemplare.
Dies ist nur eine kleine Kostprobe davon, was Portland alles zu bieten hat. Müsste ich die Essenz der Stadt in einem Wort zusammenfassen, käme mir „Vielseitigkeit“ in den Sinn. Wenn ihr euch weiter über Portland bzw. Oregon informieren wollt, kann ich euch wärmstens die Webseiten von Travel Portland bzw. Travel Oregon empfehlen (Travel Portland/ Travel Oregon). Ich freue mich sehr darüber, dass die ATA-Konferenz dieses Jahr in meiner Wahlheimat stattfindet und ich hoffe, viele von euch hier begrüßen zu dürfen, sei es bei einem Vortrag, Networking-Event oder dem Dinner der GLD am 1. November. Ich wünsche euch allen eine gute Reise!
Susanne Krätschmer ist staatlich geprüfte, öffentlich bestellte und allgemein beeidigte Übersetzerin und Dolmetscherin für die englische Sprache mit einem Abschluss des Instituts für Fremdsprachen und Auslandskunde bei der Universität Erlangen-Nürnberg. Sie ist seit über 10 Jahren als freiberufliche Übersetzerin im Bereich Marketing, Kommunikation, Softwarelokalisierung und Technik tätig und seit 2015 für die Sprachkombination Englisch > Deutsch ATA-certified. Sie ist ATA-Mitglied und eines der Gründungsmitglieder der Oregon Society of Translators and Interpreters (OSTI) und lebt in West Linn, Oregon.