Leichte Sprache als Schlüssel zu Informationen – ein kurzer Überblick über ein Konzept im Wandel

mit Referentin: Inga Schiffler

Am 9. November 2023 kamen mehr als 30 GLD-Mitglieder zu einem Webinar über das Thema Leichte Sprache zusammen.

Die Referentin Inga Schiffler startete das Webinar mit einer Chat-Umfrage:

  1. Kennst du Leichte Sprache?
  2. Kennst du den Unterschied zwischen Leichter Sprache und Einfacher Sprache?

Das Ergebnis war überraschend: der Großteil antwortete mit „Nein“ oder „Jein“. Allen wurde jedoch bald klar, was Leichte Sprache für ein umfangreicher und zukunftsorientierter Zweig innerhalb unserer Branche ist.

Inga Schiffler ist Expertin für barrierearme Sprache in Deutschland und arbeitet freiberuflich als Übersetzerin, Dolmetscherin und Trainerin für Leichte und Einfache Sprache. Außerdem studierte sie Dolmetschen in und aus der spanischen Gebärdensprache (Fachausbildung) sowie Übersetzen und Dolmetschen (B.A. und M.A.) in Spanien und Deutschland.

Was ist Leichte Sprache?

Leichte Sprache hat sich in Deutschland als Mittel zu sprachlicher Barrierefreiheit etabliert. Die Idee dahinter ist, dass verständliche Sprache Zugang zu Informationen schafft – und damit demokratische Mitgestaltung und Selbstbestimmung ermöglicht.

Die Bewegung zu Leichter Sprache hat ihren Ursprung in Amerika in den 1980er Jahren. In Europa gaben die intralingualen Übersetzungsarbeiten der Organisation Inclusion Europe den Anstoß zur sprachlichen Erleichterung. Über die nordeuropäischen Länder erreichte diese Bewegung in den 1990er Jahren auch den deutschsprachigen Raum. Von dem Netzwerk Mensch Zuerst in 1997 (angelehnt an den US-Verein People First) gab es mehrere Vereinigungen bis hin zur aktuellsten, dem Netzwerk Leichte Sprache.

Die Bedeutung von Leichter Sprache ist außerdem durch die Intensivität erkennbar, mit der über die Jahre an einem Regelwerk gearbeitet wurde, bis hin zu der DIN SPEC für Leichte Sprache in 2020. Auch die rechtliche Verankerung barrierearmer Praktiken verhalf der Leichten Sprache zu mehr Beachtung, bis hin zur Novellierung des Behindertengleichstellungsgesetzes in 2018.

Die Arbeitsbereiche für Leichte Sprache unterteilen sich in Übersetzen und Dolmetschen (Deutsch>Leichte Sprache), mit den gängigen Unterbereichen, wie Druckwerke, Websites/Apps und Audiovisuelle Medien beim Übersetzen sowie konsekutives und simultanes Dolmetschen in sozialen, medizinischen und rechtlichen Bereichen. Übrigens gibt es derzeit nur etwa 10 Dolmetscher*innen für Leichte Sprache in Deutschland, unsere Referentin ist eine davon.

Weiter zeigte uns Inga Schiffler einige praktische Beispiele von ihrer Arbeit, was alles sehr illustrativ veranschaulichte.

Leichte oder Einfache Sprache?

Das folgende Bild fasst die Unterschiede der beiden Konzepte für sprachliche Vereinfachung anschaulich zusammen:

©Inga Schiffler

Regeln der Leichten Sprache

Die Regeln zu Leichter Sprache wurden von Menschen mit Lernschwierigkeiten und Menschen ohne Lernschwierigkeiten gemeinsam aufgeschrieben – natürlich in Leichter Sprache.

Hier eine kleine Auswahl von Vorschlägen der Regelwerke:

  • kurze Sätze schreiben (z. B. eine Aussage pro Satz)
  • mit Verben statt Nomen formulieren
  • gleiche Wörter für gleiche Dinge
  • einfache grammatikalische Formen nutzen (z. B. kein Passiv)
  • inhaltlich und optisch klare Strukturen aufstellen
  • Bilder informativ einsetzen

Neugierig auf mehr?

Alle in der Präsentation erwähnten Organisationen verweisen auf Weiterbildungen. Du kannst auch erstmal bei Inga Schiffler’s Online-Veranstaltungen vorbeischauen. Sie organisiert die wöchentliche Vorlese-Stunde für Menschen mit und ohne Behinderung sowie einen monatlichen Stammtisch für Kolleg*innen und Interessierte der Leichten Sprache.

Ein letztes Wort

Das Thema Kommunikation ist ein Schlüsselelement in der Übersetzungsbranche, weswegen sich selbst Sprachexperten viele Stunden am Tag Gedanken über authentische und zugängliche Formulierungen machen. Dieses Webinar hat nur die Spitze des Eisbergs über das Thema Leichte Sprache angesprochen. Jedoch zieht es sich durch alle Bereiche des Lebens, ob das soziale, medizinische, technische, ökonomische u.s.w. Wo könnte auch dein Arbeitsbereich von Leichter Sprache profitieren?

Inga Schiffler beendete ihre Präsentation mit noch genug Zeit, um alle offenen Fragen zu beantworten. Im Namen der German Language Division bedankt sich das Event-Organisationsteam sowie die GLD-Vorsitzende Karen Leube ganz herzlich bei Inga Schiffler für die hochinformative Präsentation.